Spätdiagnosen vermeiden heißt Aids verhindern
Obwohl immer mehr Menschen früh von ihrer Infektion erfahren, ist die Zahl der HIV-Spätdiagnosen in Deutschland weiter sehr hoch. Rund ein Drittel – 1.100 im Jahr 2017 – erfolgt erst im Stadium Aids oder wenn bereits ein schwerer Immundefekt vorliegt. In insgesamt etwa der Hälfte der Fälle wird die HIV-Infektion erst festgestellt, wenn das Immunsystem bereits deutlich geschädigt ist. 11.400 Menschen in Deutschland wissen noch nichts von ihrer HIV-Infektion.
„Die wichtigste Botschaft lautet: Es lohnt sich, Bescheid zu wissen. Wer sich infiziert haben könnte, sollte sich testen lassen. Menschen aus Gruppen mit statistisch erhöhtem Risiko empfehlen wir einen jährlichen Routine-Check. Ärztinnen und Ärzte sollten die Möglichkeit einer HIV-Infektion in Betracht ziehen und gegebenenfalls einen Test anbieten“, sagt Sven Warminsky.
UN-Ziele noch nicht erreicht
Deutschland verfehlt aufgrund der hohen Zahl nicht diagnostizierter HIV-Infektionen weiterhin die Etappenziele der Vereinten Nationen für das Jahr 2020: 90% aller Menschen mit HIV diagnostiziert, davon 90% in Behandlung, davon 90% so gut therapiert, dass HIV nicht mehr nachweisbar ist. Deutschland stand Ende 2017 bei 87% diagnostiziert – 92% behandelt – 95% unter der Nachweisgrenze.
Dazu Sven Warminsky:
„Wir können mehr erreichen als die Vereinten Nationen vorgeben, und das sogar schneller. Die erfolgreiche Prävention und das leistungsfähige Gesundheitssystem in Deutschland bilden ideale Voraussetzungen. Wir müssen nun noch intensiver dafür eintreten, dass ein ganz selbstverständliches Leben mit HIV möglich ist – ohne Stigmatisierung und Benachteiligung. Denn viele Menschen scheuen den HIV-Test aus Angst vor Diskriminierung und verlorenen Lebenschancen. Das muss nicht sein!“
Die Deutsche AIDS-Hilfe tritt mit ihrer Kampagne „Kein AIDS für alle – bis 2020!“ dafür ein, dass im Jahr 2020 in Deutschland niemand mehr an Aids erkranken muss.