Es ist Winter in der südlichsten Region Brasiliens. Zwei junge Männer reisen über’s Wochenende in eine nahe gelegene Küstenstadt, um Papiere für eine Familien-Erbschaft zu besorgen. Tomaz (Mauricio Jose Barcellos), der schüchterne aber zugleich forsche Freund, der genau weiß, was er will, und der andere, Martin (Mateus Almada), verwegen aber zugleich zu cool, um seine Zuneigung für Tomaz offen zu zeigen.
Martins Familie reagiert zunächst kühl und abweisend auf ihre Anwesenheit, was dieser schon von seinem Vater gewohnt ist. Ganz auf sich gestellt, bleibt den Freunden also nichts anderes übrig, als sich langsam wieder aufeinander einzulassen – sei es bei subtil erotischen Computerspielen oder beim Austausch über ihr Leben und ihre Beziehung.
Das kalte blaue Meer tobt, doch je länger Martin und Tomaz zusammen sind, umso mehr erkennen sie, dass sie trotz aller Widrigkeiten eine unverfälschte und warme Energie miteinander verbindet – ist es vielleicht Liebe? Ein Film über eine Freundschaft auf dem Weg zum Erwachsenwerden und zugleich über eine ganze Generation, deren sexuelle Identitäten sehr flexibel sind.
Filipe Matzembacher und Marcio Reolon sind Drehbuchautoren und
Regisseure, deren Filme sich auf Jugendliche und deren sexuelle Findungsprozesse und die daraus entstehenden Konflikten konzentrieren.
Sie leben beide im äußersten Süden Brasiliens, wo die Temperaturen kälter und die Menschen generell reservierter sind. Dies spiegelt sich in ihrer Arbeit wider.
SEASHORE ist ihr erster gemeinsamer, von Kritikern und Filmfestivals weltweit hoch gelobter, Spielfilm, der seine Weltpremiere auf der 65. Berlinale 2015 feierte.
Filipe Matzembacher und Marcio Reolon:
In Beira-Mar geht es um die Zeit, bevor wir uns kannten. Mit unserem ersten abendfüllenden Spielfilm wollten wir unseren Erinnerungen nachspüren und in einem kreativen Prozess unsere Vergangenheit mit der des jeweils anderen verschmelzen lassen.
Wir wollten nachträglich ein gemeinsames Universum für uns als Teenager schaffen. Außer den Themen Jugend und Sexualität sollten in der Handlung des Films auch biografische, lebensnahe Elemente verarbeitet werden.
In diese Erinnerungen sind wir tief eingetaucht. Es gab eine lange Probenphase mit den beiden Hauptdarstellern, viele Treffen, bei denen es um den Austausch von Erfahrungen und die Suche nach einer gemeinsamen Vorstellung von dem ging, was wir in diesem Film realisieren wollten. Während der Dreharbeiten lebten wir zusammen mit den Hauptdarstellern in dem Haus, in dem der größte Teil des Films spielt.
Es war uns wichtig, eine Handlung zu entwickeln, mit der sich eine Seite Brasiliens erkunden lassen würde, die so gut wie nie in Filmen vorkommt und wenig mit den gängigen Vorstellungen von diesem Land zu tun hat. Eine kalte Gegend, in der eher abgestumpfte Menschen leben und wo die Städte ausgestorben sind. Diese unbekannte Facette Brasiliens wollten wir zeigen.
Beira-Mar ist auf der Grundlage unserer Erinnerungen, unserer Wünsche (ob sie sich erfüllt haben oder nicht) und unserer beendeten oder noch existenten Beziehungen entstanden. Die Arbeit an diesem Film hat es uns ermöglicht, in die Vergangenheit zurückzukehren und in freundschaftlicher Zärtlichkeit noch einmal den Strand zu erleben, an dem wir beide aufgewachsen sind und der uns zu den Personen gemacht hat, die wir heute sind.
Titelbild: © Pro Fun