Frauen sind so und so und Männer ticken definitiv ganz anders? Völlig falsch, sagen Hirnforscher der Universität in Tel Aviv. In Wahrheit ist unser Gehirn nämlich ein bunter Mix aus männlichen und weiblichen Anteilen, so das Fazit ihrer Untersuchung mit 1400 Probanden.

Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Doch was genau muss ein Mann eigentlich tun? So wirklich kann das wohl kaum jemand beantworten. Trotzdem wurden ganze Bücher über das angeblich geschlechtsspezifische Verhalten von Männern (und Frauen) geschrieben. Glaubt man aber dem Ergebnis der Hirnforscher aus Israel, hätten die Autoren sich ihre Arbeit sparen können.

Nur 0 bis 8 Prozent sind als eindeutig männlich oder weiblich klassifizierbar

Untersucht wurden insgesamt 1400 Kernspinaufnahmen von Männern- und Frauengehirnen. Speziell interessierten sich die Forscher für die weisse und graue Hirnsubstanz und die Stärke der Verknüpfungen zwischen den unterschiedlichen Hirnarealen. Das Ergebnis verblüfft: Zwar gebe es bestimmte Merkmale, die sich rein statistisch gesehen häufiger entweder bei Männern oder bei Frauen finden ließen. eine eindeutige Ausprägung für männlich oder weiblich konnten die Forscher nur bei einem winzig geringen Teil der Aufnahmen finden (0-8 Prozent).

Nach Meinung der Forscher ergebe es darum keinen Sinn, das Denkorgan des Menschen überhaupt als entweder männlich oder weiblich zu klassifizieren. Bisher ging die Forschung davon aus, dass Frauen besonders viele Verbindungen zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte besäßen. Männer würden stattdessen über zahlreiche Verbindungen innerhalb der jeweiligen Gehirnhälften verfügen. Beides ist nach der aktuellen Untersuchung zufolge nicht zutreffend beziehungsweise nicht vom Geschlecht abhängig.

Das Spektrum der möglichen Schwankungen müsse darum eindeutig stärker berücksichtigt werden, als das Geschlecht, folgern die Forscher. Kategorien wie Gender oder Geschlecht sehen sie dabei sogar als einen Störfaktor für einwandfreie Ergebnisse in der Hirnforschung. Den Zustand des individuellen Gehirns beschreiben die Forscher als ein Mosaik solcher Eigenschaften, die wir normalerweise als typisch männlich oder typisch weiblich klassifizieren würden. Der Normalzustand des menschlichen Gehirns ist also vor allem eines: Ziemlich queer!

(dpa)

Titelbild: Franziska Werner